Killing schlägt auf: Fazit der Australian Open

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Das Finale der Australian Open 2014 hat eines bewiesen: Tennis ist einfach ein so schöner, ein so spannender und wunderbar spektakulärer Sport. Und der Sieger bei den Herren schreibt Geschichte.

Es ist eine besondere Geschichte, die Stanislas Wawrinka am Sonntagmorgen deutscher Zeit geschrieben hat. Was war das für ein geiles Finale! Da war alles drin: Spannung, Nervenkrimi, klare Szenen, eine Verletzung und ein kurzfristiges Comeback von der Nummer eins der Welt. Aber: ein Schweizer, der noch letztes Jahr den Beinamen "ewiges Talent" trug, erfüllte sich den Traum seines Lebens. Zwölf Mal hatte er bis dahin gegen Rafael Nadal gespielt, nie gewonnen und ausgerechnet im wichtigsten Spiel seiner Karriere war er besser, war er zu 100 Prozent da. Das war er sowieso über das gesamte Turnier hinweg. Wie er im Viertelfinale die Nerven gegen Novak Djokovic behalten hat, im fünften Satz nach vier Stunden Spielzeit die Nummer zwei der Welt mit 9:7 niedergerungen hat, das war groß, ganz groß. "Willkommen an der Spitze!", möchte man dem 28-Jährigen zurufen, der in seiner Karriere alles erlebt hat. Immer im Schatten des großen Landsmannes Roger Federer, niemand interessierte sich wirklich für "Stan the Man". Überrascht war er noch im Dezember, als er an einer jährlichen Autogrammstunde in seiner Heimatstadt Lausanne teilnahm. Kamen sonst nur ein paar Tennis-Fans, um die wertvolle Unterschrift eines Tennis-Stars zu bekommen, so waren es im Dezember 2013 auf einmal mehrere hundert Fans. Bescheiden und sensibel wie er ist, war Wawrinka überrascht und glücklich zugleich.

Seine Lebensphilosophie hat er sich auf seinen Unterarm tätowieren lassen: "Immer versucht, immer gescheitert. Egal, versuch es es wieder. Scheitere wieder. Scheitere besser." Im Januar 2014 sind die Besten an ihm gescheitert. Er hat gesiegt. Sein Lohn: 2,65 Millionen Dollar und Platz drei der Weltrangliste. Roger Federer ist Achter. Mehr muss man nicht sagen.

Rafael Nadal wird auch diese Tennis-Saison bestimmen

Sein Gegner Rafael Nadal ist im Soll, ein Finale kann man mal verlieren, Nadal wird auch diese Tennis-Saison bestimmen - wahre Größe zeigt ein Star in der Niederlage. Wie Nadal nach dem Finale gesprochen hat, das war sehr stark. Wenn er gesund bleibt, gewinnt er die French Open - ich lege mich da jetzt schon fest.

Und Federer? Das wird schwer, auch wenn er mich in Melbourne überzeugt hat. Nur: Ob der "Fed-Express" nochmal ganz oben im Tennis-Hauptbahnhof einfährt? Ich kann es mir nur schwer vorstellen, zu wünschen ist es dem sympathischen Baseler zweifelsohne.

Aus deutscher Sicht ist selbst Boris Becker im Viertelfinale ausgeschieden, und er kam für Schwarz-Rot-Gold noch am weitesten. Das sagt alles, in der letzten Kolumne habe ich mich schon deutlich dazu geäußert.

Wir brauchen Erfolge, die Hoffnung stirbt zuletzt, denn die Saison hat ja gerade erst angefangen. Nun fiebern wir dem Davis Cup entgegen, ob mit oder ohne Tommy Haas gegen Spanien. Nominiert ist er ja, nur spielt er wirklich? Ich mag noch nicht so recht daran glauben, zu labil wirkte sein Auftritt in Melbourne. Und es gibt Stimmen aus dem deutschen Lager, die daran zweifeln. Warten wir ab.

Europa hat uns überholt, Spanien, Frankreich, die Schweiz, alles Nationen, die vor uns stehen. Deutlich, das ist hart, aber es ist so. Kurzfristig ist da keine Änderung in Sicht. Noch nicht...

Eine Hoffnung haben wir: der Mann heißt Alexander Zverev, ist 16 und hat die Juniorenkonkurrenz in Australien gewonnen. Herzlichen Glückwunsch, ich freue mich schon jetzt auf diese Kolumne im Jahr 2018. Dieser Kerl wird rocken, ganz sicher.

Nur Kerber zeigt Grand-Slam-Niveau

Und bei den Damen? Li Na gewinnt, Dominika Cibulkova heißt ein neuer Stern aus der Slowakei und die deutschen Damen müssen in zwei Wochen in Bratislava ran. Na bravo... Apropos: Nur Angelique Kerber hat zu Beginn der Saison Grand-Slam-Niveau gezeigt. Da wartet noch viel Arbeit auf den Rest - dass unsere Mädels es können, haben sie oft bewiesen, da schaue ich trotz der Ernüchterung in Down Under positiv nach vorne.

Das Tennis-Jahr hat genial begonnen, am Donnerstag Abend melde ich mich dann per Kolumne aus Frankfurt. Und ab Freitag geht es dann gegen die Spanier. 2014 wird ein gutes Tennis-Jahr. Ich glaube noch immer ganz fest daran.